Allianz für pilztoleranten Weizen
Deutsche Pflanzenzüchtungsunternehmen starten PILTON
25.09.2020
Mithilfe der Genomschere CRISPR-Cas will die Allianz einen Weizen züchten, der gleich gegen mehrere Pilzerreger dauerhaft tolerant ist. Die Entwicklungsarbeit zielt darauf ab, die natürlichen Verteidigungsreaktionen der Weizenpflanze zu verlängern, damit sich die Pflanze selbst vor krankhaftem Befall schützt wie etwa Braunrost, Septoria oder Fusarium. Hierzu soll kein fremdes Genmaterial in den Weizen gebracht werden. Stattdessen soll ein bestimmtes Gen (Repressor) im Weizen inaktiviert werden, das sonst nach einiger Zeit den natürlichen Abwehrmechanismus gegen Pilzerreger abschalten würde.
Zwar könnte man auch mit klassischen Methoden einen solchen Weizen züchten, allerdings in wesentlich längeren Zeiträumen, wie der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) betont. Die Landwirtschaft stehe im Klimawandel aber bereits jetzt unter Druck: Extremwetter wie Dürre oder Überschwemmungen setzen Nutzpflanzen unter Stress. Hinzu kommen der Wegfall vieler Pflanzenschutzmittel und geänderte Düngeregularien. So sorgten insbesondere Pilzerkrankungen bereits für teils massive Ernteverluste auf den Äckern.
Das PILTON-Projekt soll vor allem das Einsparpotenzial von Pflanzenschutzmitteln ermitteln und startet mit Laborarbeit und Versuchen in der Klimakammer und im Gewächshaus. Danach sind die notwendigen Freilandversuche geplant, die unter Einhaltung der EU-Gentechnik-Freisetzungsrichtlinie stattfinden werden. Diese mit strengen regulatorischen Hürden verbundene Prozedur ist dem Umstand geschuldet, dass der Europäische Gerichtshof 2018 die Genome-Editing-Verfahren (sprich: CRISPR-Cas) als Gentechnik eingestuft hatte. Das Urteil ist umstritten und stieß bei Forschern auf Unverständnis, auch der BDP hält diese pauschale Bewertung der neuen Züchtungsmethoden aus fachlicher Sicht für falsch. Zudem kritisiert der Bundesverband, dass die unverhältnismäßig hohen Auflagen eine Anwendung der Methoden unwahrscheinlich machen würden zum deutlichen Nachteil von Landwirtschaft und Gesellschaft.
Daher wolle das Forschungsvorhaben auch aufzeigen, wie derzeit angebotene Genome-Editing-Werkzeuge von kleinen und mittelständischen Pflanzenzüchtern genutzt werden können – auch vor dem Hintergrund bestehender Schutzrechte. Denn im Projekt sind vor allem mittelständische Pflanzenzüchtungsunternehmen beteiligt wie die Deutsche Saatgutveredelung und KWS Saat, aber auch große Unternehmen wie Bayer Crop Science.